Colca Canyon
- corinnamatthiessen
- 13. Juli 2024
- 5 Min. Lesezeit
26.7.2019 - Arequipa - Colca Canyon
Meine zweitägige Tour zum Colca Canyon mit Giardino Tours beginnt nun doch zu einer einigermaßen humanen Zeit, um 8:00 Uhr werde ich am Hostel abgeholt. Unsere neunköpfige Gruppe ist sehr international, ein italienisches Paar, ein belgisches Paar, ein tschechisches Paar, ein Paar aus Puerto Rico und ich. Unser Guide Jorge ist auch super nett und engagiert und er erklärt alles auf Spanisch und Englisch, was zwar sehr anstrengend ist, aber vielleicht auch gut für mein Spanisch. Zunächst verlassen wir Arequipa und fahren Richtung Altiplano. Jorge erzählt die ganze Fahrt über interessante Dinge über Peru, Arequipa und schließlich über Flora und Fauna des Altiplano. Dazu gibt ein Tütchen mit Coca Bonbons und Coca Blättern und detaillierte Hinweise zu den Einnahmezeiten. Wichtig, da wir eine Höhe von 4.800 m überqueren werden. Dann gibt es noch den Hinweis auf die zahlreichen Klostops und alle weiblichen Passagiere sind erstmal erleichtert und greifen zur Wasserflasche. Trinken ist neben Coca nämlich auch sehr wichtig in großen Höhen.
Wir fahren auf die Rückseite der Vulkane Misti und Chachani und auf dem Hochplateau "Tocra" (4.400 m) sehen wir Vicunas am Wegesrand, später auch ein Lama und Alpacas (diese aber im Rahmen eines eher touristischen Fotostops, das bedeutet 1 Foto = 1 Soles). Aber niedlich sind sie schon, die Alpacas.
Die Landschaft ist wunderschön und ich kann mich gar nicht satt sehen. Bald erklärt uns Jorge, wie wir die Coca Blätter kauen müssen. Entweder eines nach dem anderen oder die ganze Handvoll ab in den Mund und 15 min kauen, anschließend ausspucken. Igitt, schmeckt das bitter. Ich gewöhne mich besser dran, da es das beste Mittel gegen die Höhe ist. Wir alle kauen und kauen und schauen uns hilflos an.
Schließlich erreichen wir Pata Pampa auf 4.910 m Höhe. Wir steigen aus, ein wenig wie betrunken durch die Höhe. Wir kommen uns vor wie auf dem Mond, und im Hintergrund qualmt der Vulkan Sabancaya.
Weiter geht es abwärts in das Colca Tal, wir durchqueren den größten Ort Chivay (3.651 m) und fahren auf die andere Seite des Tals nach Coporaque, wo auch unsere Lodge Mamayacci liegt. Im noch recht untouristischen Dorf Coporaque ist heute Dorffest, das wichtigste Fest jeden Dorfes im Jahr. Wir machen einen kurzen Abstecher zur Plaza und beobachten das bunte Treiben, es wird getanzt, gesungen, getrunken und vor allem die Frauen tragen ihre typischen andinen Festtrachten. Wir sind super glücklich, dass wir dies miterleben dürfen.
Nach einem leckeren und vor allem reichlichen Mittagessen mit selbst zusammengebauter Causa, Alpaca Steak (ja, ich habe Alpaca gegessen und es war sogar lecker) und Nachtisch in der Lodge laufen wir ca. 50 min zu dem Thermalbad La Calera. Einige von uns steigen die 287 Stufen hinab zu dem unteren Becken, die anderen bleiben im oberen teil des Thermalbades. Ich steige mit hinunter und entspanne nahezu 1 Stunde im herrlich 38 Grad warmen Wasser und genieße das grandiose Panorama.
Nach soviel Entspannung ist der Aufstieg umso härter und ich komme erstmals an meine Grenze. Erschöpft kehren wir im gemütlichen Bus zur Lodge zurück. Leider sind alle Teilnehmer auf verschiedene Unterkünfte in Chivay und Corporaque verteilt, aber die beiden Tschechen sind auch im Mamayacci und zusammen mit Jorge genießen wir ein leckeres und üppiges Abendessen. Puh, ich bin so satt, ich esse nie wieder etwas. Wie war das noch mit der leichten Kost in großen Höhen? Nach dem Essen gehen wir noch zur Plaza und lauschen dem Konzert einer peruanischen Band. Es wir immer noch ausgelassen getanzt und getrunken.
26.7.2019 - Colca Canyon - Puno
In der Nacht habe ich wieder überhaupt nicht schlafen können. Erst war mir kalt, dann habe ich einen dicken Pulli und Hose angezogen, dann war mir zu warm.
Um 6:15 Uhr machen wir uns auf den Weg zum Cruz del Condor, dem Aussichtspunkt, von dem man die Anden Kondore morgens aus dem Canyon aufsteigen sehen kann. Zunächst aber halten wir an verschiedenen Orten entlang des Canyons.
Unser erster Stop ist das kleine Dorf Yanque. Der idyllische Ort mit rund 2.500 Einwohnern liegt inmitten des saftigen Grüns des fruchtbaren Tales, direkt am Río Colca. Neben der kleinen Kirche aus weißem Vulkanstein gibt es ein katholisches Museum und zahlreiche kleine Läden, in denen man die für die Region typischen Kunsthandwerke erwerben kann. Zudem bekommt man immer wieder traditionelle Tänze von den Einheimischen in ihren farbenfrohen Trachten geboten und kann so einen Teil der peruanischen Kultur hautnah miterleben.
Auf dem weiteren Weg zum Cruz del Condor halten wir mehrfach an, um die beeindruckenden Terrassen zu betrachen. Der Colca Canyon zählt zu den tiefsten der Erde und stellt sogar den berühmten Grand Canyon in den USA in den Schatten, denn er ist in etwa doppelt so tief. Entstanden ist er über Millionen von Jahren durch den Colca Fluss, der sich seinen Weg durch das Gebirge suchte. Landschaftlich vielfältig umfasst die Schlucht mehrere Klimazonen. Die Einheimischen haben die Fruchtbarkeit der Region bereits zu Pre-Inka-Zeiten erkannt und nutzen die Steilhänge und Umgebung noch heute für die Landwirtschaft in beeindruckendem Terrassensystem. Angebaut werden beispielsweise Mais, Kartoffeln und Quinoa.
Bekannt ist der Colca Canyon neben seinen landschaftlichen Reizen aber vor allem für die hier lebende Tierwelt. Die Schlucht bietet Heimat für die gefährdeten Anden-Kondore, die hier gute Windverhältnisse und Thermik zur Fortbewegung vorfinden. Die Männchen der „Könige der Lüfte“ können eine eindrucksvolle Flügelspannweite von bis über 3 Metern erreichen und sind somit die größten Raubvögel der Welt.
Am Cruz del Condor ist der Canyon 1.200 m tief. Die Kondore erheben sich normalerweise ab ca. 8 Uhr in die wärmenden Sonnenstrahlen, entschwinden in den Colca Canyon oder steigen je nach Thermik auf. Der Aussichtspunkt ist schon gut mit Touristen gefüllt. Jorge bringt uns zu einer Plattform, die seiner Erfahrung nach die beste Sicht bietet. Alle warten gespannt. Die Bühne ist bereitet, das Publikum wartet in mehr oder weniger andächtiger Stille, nur die Akteure lassen auf sich warten. Als ob sie wüssten, dass wir nur ihretwegen da sind. Da, die ersten Kondore steigen auf. Leider weit weg, am zweiten Aussichtspunkt. Wir warten weiter, schon etwas enttäuscht. Es scheint, die Thermik trägt sie heute weit entfernt von uns hoch. Doch plötzlich taucht ein Kondor direkt vor uns auf, unerwartet, und viel zu schnell wieder weg. Und dann endlich kommen sie, ganz viele Kondore, einer nach dem anderen schweben sie in die Höhe, majestätisch, und zum Teil ganz nah über unseren Köpfen. Ein wirklich einzigartiges einmaliges Schauspiel.
Völlig beeindruckt fahren wir wieder zurück nach Chivay, von wo aus wir nach einem frühen Lunch die 6-stündige Fahrt über das Altiplano nach Puno antreten. Wir halten noch einmal auf dem höchsten Punkt auf 4.444 m zu einem Fotostop an und genießen dann einfach die vorüberziehende Landschaft und die zahlreichen Vicunyas, Alpacas und sogar Flamingos entlang des Weges.
Am Ende der Fahrt bin ich ziemlich müde, verspannt und habe starke Kopfschmerzen. Erschöpft suche ich mir den Weg zum Hostal Pukara, mitten im Zentrum von Puno. Ich möchte nur noch meine Ruhe haben, was schwer ist bei dem Hupkozert und der lauten Musik gegenüber. Ich kaufe mir Empanadas in einem Café, eine Flasche Wasser, Schokolade und Coca Bonbons und mache mir einen entspannten Abend im Zimmer. Hoffentlich geht es morgen besser und ich kann meine Kajak Tour auf dem Titikakasee wie geplant starten.
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