Machu Picchu
- corinnamatthiessen
- 16. Juli 2024
- 4 Min. Lesezeit
6.8.2019 - Machu Picchu
Der Wecker schellt um 4:30 Uhr. Der große Tag ist gekommenen, ich habe ein wenig unruhig geschlafen vor Aufregung.
Die anderen machen sich um 5:30 Uhr auf den Weg zum Aufstieg nach Machu Picchu, 1.700 Treppenstufen hoch. Das ist nichts für mich. Ich bin die einzige aus unserer Truppe, die mit dem Bus zum Eingang fährt. Ich stelle mich in die schon ordentlich lange Schlange für den Bus für den 7:00 Uhr Eintritt. Alle Schlangen sind nach Zeiten sortiert. 1 Stunde bewegt sich gar nichts, dann kommen glücklicherweise viele Busse und unsere Schlange beginnt recht zügig mit dem einsteigen. In 30 Minuten Fahrt geht es die steilen Serpentinen hoch zur Inkastadt. Dort treffe ich auch die anderen wieder. Jetzt trennen sich unsere Wege aber schon wieder. Die beiden Kanadier besteigen den Machu Picchu Mountain, die Franzosen machen eine Führung mit Ronny und ich habe ein Ticket für den Wayna Picchu Mountain gebucht. Von den Franzosen heißt es bereits jetzt Abschied nehmen, sie haben einen früheren Zug zurück nach Cuzco gebucht. Die anderen sehe ich später wieder.
Die ersten Eindrücke von der magischen Machu Picchu sind sehr beeindruckend. Ich habe allerdings wenig Zeit, dies auf mich wirken zu lassen, da ich zum Checkpoint für den Huayna Picchu Mountain eilen muss. Der Huayna Picchu, mitunter auch “Wayna Picchu” genannt, liegt genau gegenüber dem Machu Picchu . Auf fast allen Bildern, die die Ruinen der “Goldenen Stadt” der Inkas zwischen den beiden Bergen zeigen, ist der etwa 1000 Meter entfernte kegelförmige Huayna Picchu zu sehen. Er ist 2701 Meter hoch und von seinem Gipfel hat man einen grandiosen Blick über die Terrassen zur Ruinenstadt und das gesamte Urubamba-Tal bis hin zum Inti Punku, dem “Sonnentor”. Die Besucheranzahl ist allerdings täglich auf insgesamt 400 Personen begrenzt, die in zwei Schichten zu 200 Personen den Berg betreten können. Es ist also erforderlich, sich zeitnah ein Ticket zu sichern, was ich bereits von Deutschland aus getan habe. Mein Zeitfenster liegt zwischen 8:00 Uhr und 9:00 Uhr. Ich muss mich also sputen.
Um zum Einstieg zu kommen, muss ich zunächst von der Zitadelle des Machu Picchu in den Bereich der Huayranas hinab.
Von hier führt dann der Weg zum Huayna Picchu 300 Meter sehr steil hinauf. Bis zum Mondtempel sind etwa 600 Stufen zu erklimmen, darunter auch die 183 Stufen der “Treppe des Todes“, die teilweise nur 40 cm breit und frei schwebend direkt am Abgrund liegen. An besonders steilen Stellen sichern Stahlseile den Weg. Schwindelfreiheit ist daher für den Aufstieg absolute Voraussetzung.
Nach ca. 1 Stunde schweißtreibendem Anstieg bin ich oben auf dem Gipfel des Huayna Mountain. Hier bietet sich mir ein Anblick, den ich nicht so schnell wieder vergessen werde.
Es ist ein so toller Moment, umgeben von diesen unfassbar steilen Bergen, unter mir die sagenumwobene Inka Stadt Machu Picchu. Ich bin am Ziel meiner Reise.
Der Abstieg ist allerdings nicht weniger anstrengend, meine Knie schmerzen bei jeder Stufe und meine Beine bedanken sich. Aber nach diesem wahnsinnigen Panorama meistere ich diese Herausforderung mit einem Lächeln auf dem Gesicht.
Wieder unten angekommen muss ich erst einmal zum Ausgang, um dann wieder erneut durch den Einang die Ruinen zu betreten. Kompliziert, aber es gibt nur einen Rundweg durch Macchu Picchu, und da der Eingang zum Wayna Picchu genau am anderen Ende zum Eingang liegt, muss ich diesen Weg wählen. Und mich schon wieder beeilen, da um 10:30 Uhr meine geführte Tour durch Machu Picchu zusammen mit den Kanadiern beginnt.
Und wieder muss ich erstmal ganz schön hoch steigen bis zum höchsten Punkt der Inka Stadt. Theo, unser Guide ist sehr nett und erklärt uns viele spannende Dinge über Machu Picchu und seine Geschichte.
Entdeckt wurde Macchu Picchu im Jahr 1911 durch den Hawaiianer Hiram Bingham auf einem der Gipfel der peruanischen Anden. Die Ruinen von Machu Picchu, seitdem als verlorene Stadt der Inka bekannt, sind bis heute von vielen Mysterien umgeben und noch immer nicht historisch und archäologisch vollständig erschlossen, . Allein die Errichtung von Machu Picchu innerhalb von 90 Jahren, zwischen 1450 und 1540, auf einem Bergkamm der peruanischen Anden in 2.430 Metern Höhe von einem Volk, das weder das Rad noch Metallinstrumente kannte, grenzt schon an ein Weltwunder.
Konstruiert wurde die Mehrzahl der Gebäude aus Mauern variierender Größe, die aus aufeinander geschichteten, exakt in Form gebrachten Steinen bestehen. Die Bausteine schmiegen sich ohne jeden Gebrauch von Mörtel so solide aneinander, dass sie die Jahrhunderte ohne Verschiebungen oder nennenswerte Abtragungen überstanden haben. Eine perfekte Wasserversorgung mit Abwassersystem sorgte ständig für Frischwasser und dafür das die Stadt nicht überschwemmt wurde. Die in mehreren Schichten angelegten Terrassen, auf denen Landwirtschaft betrieben wurde, sind ein weiteres Beispiel für die fortschrittliche Baukunst und Architektur dieses Volkes.
Eine der interessantesten und bis heute noch ungeklärte Frage ist, für welchen Zweck die Inka-Stadt erbaut wurde. Die Theorien dazu sind vielfältig und reichen vom Inka-Refugium über einen königlichen Kurort bis hin zur öffentlichen Kultstätte. Als Bingham die Stadt entdeckte ging er davon aus, dass es sich hierbei um den letzten Rückzugsort der Inkas vor den spanischen Invasoren handelte. Historische und archäologische Funde scheinen diese These seitdem widerlegt zu haben – doch einig sind sich die Wissenschaftler nicht.
Um 13:00 Uhr geht ein langer spannender überwältigender Vormittag zu Ende. Ich reihe mich in die unendlich lange Schlange für die Rückfahrt mit dem Bus ein und hoffe, dass ich meinen Zug erwischen werde. Aber es geht schneller als gedacht und so bin ich um 14:30 Uhr bereits im Ort und habe noch Zeit für den Besuch einer Mini Klinik (ich habe wieder ein dickes Bein dank eines entzündeten Mückenstiches).
Pünktlich um 16:22 Uhr fährt der Zug ab nach Ollantaytambo. Adios Aquas Calintes und Machu Picchu. Alle im Zug sind erschöpft und auch ich kann kaum noch die Augen aufhalten vor Müdigkeit. Nach über 2 Stunden Zugfahrt erwarten uns Leute von der Agentur und mein Backpack (yeah!) am Bahnhof. Die meisten fahren zurück nach Cuzco, ich bleibe aber noch 2 Nächte in Ollantaytambo.
Das Hostal Patacalle ist wunderbar. Allerdings bin ich zu erschöpft zu irgendwas, ich esse schnell noch eine Pizza und gönne mir ein Bier zum Ausklang dieses grandiosen Tages und falle dann wie ein Stein ins Bett.
Comments