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Titicacasee

  • corinnamatthiessen
  • 14. Juli 2024
  • 5 Min. Lesezeit
28.7.2019 - Kajak Titicacasee

Heute morgen geht es mir wieder besser. Dank Ibo, Salbe und einer halbwegs guten Nacht, in der ich nicht gefroren habe. So kann das Abenteuer Kajak auf dem Titicacasee doch noch starten. Ich bin sehr sehr aufgeregt.

Der sagenumwobene Titicacasee befindet sich auf dem Altiplano zwischen Peru und Bolivien. Mit einer Fläche von 8.560 qkm ist er 16 mal größer als der Bodensee und mit einer Höhe von 3.810 m eines der höchst gelegenen Gewässer der Welt. Ich habe mal im Fernsehen einen Beitrag über die Uros Schulkinder auf dem Titicacasee gesehen und bin seither fasziniert von dem See.

Pünktlich um 7:20 Uhr kommt mein Taxi und bringt mich zum Hafen. Dort wartet Edison, mein Guide von Andean Ways, der mich die nächsten zwei Tage begleiten wird. Nach einer 90- minütigen Bootsfahrt sind wir in Llachon, von wo aus unsere Paddeltour (8-10 km) nach Taquile startet. Edison und Valerio, unser Bootsmann, lassen die Kajaks ins Wasser und ich bin erstmal erschrocken. Seekajaks sind doch ganz anders als mein kleiner Adventurer und ganz schön kippelig. Die ersten Meter klappen zwar gut, aber sobald es wellig wird, bekomme ich große Probleme und darüber hinaus bedankt sich mein Magen. Es macht trotz der Unsicherheiten Spaß, vor dem grandiosen Panorama übers Wasser zu gleiten. Am Horizont sind in der Ferne die schneebedeckten Berge Boliviens zu sehen. Und hey, wer kann schon von sich behaupten, auf dem Titicacasee gepaddelt zu sein. Es ist eine großartige einmalige Erfahrung. Allerdings machen mir die Wellen weiterhin sehr zu schaffen und so bin ich froh, als wir den kleinen Hafen der Insel Taquile erreichen.



Wer aber jetzt gedacht hat, das wäre der anstrengende Teil gewesen, weit gefehlt. Wir klettern noch ca. 30 Minuten steil zur Plaza hoch und ich muss in der Höhe schon oft stehen bleiben, um Luft zu holen. Immerhin sind wir auf 3.800 m Höhe. Und natürlich auch, um das grandiose Panorama zu genießen und Fotos zu machen.



Die Insel Taquile liegt im Titicacasee, etwa 45 km von der peruanischen Stadt Puno entfernt. Die Einwohner der Insel stammen von der Quechua-Kultur ab und leben seit hunderten von Jahren in kollektiven Genossenschaften auf der Insel. Noch heute wird innerhalb der Familien fast ausschließlich Quechua gesprochen, obwohl die Kinder in der Schule Spanisch lernen. Die Bewohner Taquiles, die Taquileños, sind bekannt dafür, dass sie ihre Bräuche und Traditionen aus Zeiten der Inka noch immer ausleben. Ihre farbenfrohen Trachten, auf welche sie besonders stolz sind, erkennt man schon von weitem. Die Kleidung wird selbst gestrickt, wobei nicht nur die Frauen, sondern auch die Männer dafür verantwortlich sind und die Kunst des Webens und Strickens in gleichem Maße beherrschen. Deshalb wird Taquile auch oftmals „Insel der strickenden Männer“ genannt. 2005 ernannte die UNESCO die Textilkunst der Taquileños sogar zum „Meisterwerk des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit“. Interessant ist die Kopfbedeckung der Männer – diese variiert je nach Familienstand des Trägers.



An der Plaza werden wir von Estefan, unserem Gastgeber, begrüßt und von seiner Frau zu ihrem Haus gebracht. Mein Zimmer ist einfach, aber immerhin mit Licht und sogar 4 (!) Betten ausgestattet ! Da habe ich aber viel Platz. Normalerweise werden immer 4 Personen auf eine Familie aufgeteilt, hier auf der Insel gibt es keine Hotels, sondern nur Gastfamilien. Das Klo ist draußen im Innenhof, das wir eine Überwindung heute Nacht.



Edison und ich kraxeln wieder den steilen Weg hinauf zur Plaza, wo es leckere Forelle, eine regionale Spezialität, und den großartigen Muna Tee (Minze aus den Anden) gibt. Danach ruhe ich mich erstmal ein Stündchen aus. Anschließend laufen wir zum Aussichtspunkt. Laufen ist gut, es geht bestimmt 200 Höhenmeter einen richtig steilen Weg hoch. Ich bin echt kurz vorm aufgeben, muss immer wieder stehen bleiben und nach Luft japsen. Und immer geht's noch ein Stückchen steiler hinter der nächsten Kurve. Aber ich schaffe es und bin stolz auf mich. Hier auf 4.100 m Höhe hat man einen fantastischen Blick auf den gesamten Titicacasee und die bolivianischen Berge. Es ist atemberaubend, der Aufstieg hat sich gelohnt. Wir plaudern eine ganze Weile, während wir auf den Sonnenuntergang warten. Heute morgen hatte ich noch meine Zweifel, ob dieser Ausflug eine gute Idee war, aber jetzt kommen mir fast die Tränen, es ist ein so unfassbar schöner und einzigartiger Moment. Sekundenglück. Und wir sind die einzigen hier oben, der Vorteil von einer Übernachtung auf der Insel, denn die Tagesausflügler haben die Insel bereits wieder verlassen.



Nach Sonnenuntergang kehren wir zurück zur Gastfamilie. Edison ist wirklich ein guter Erzähler. Er erzählt viele spannende Geschichten über die Traditionen und die spezielle Kleidung der Inselbewohner. Nach einem Abendessen, bestehend aus Suppe und Omelett, gehe ich aufgrund der Kälte schnell ins Bett. Es ist 21:00 Uhr. Was anderes kann man hier auch nicht mehr machen. Ich ziehe alles an, was ich dabei habe und kuschele mich unter die tonnenschweren Decken. Ich habe ja mehrere zur Auswahl. Ready to sleep!




29.7.2019 - Titicacasee - Inseln der Uros

Die Nacht war lang. Und sehr sehr sehr sehr kalt. Selbst unter den 4 Decken und mit allen Klamotten am Leib, die ich mit habe, habe ich noch gefroren. Und daher nicht wirklich gut geschlafen. Und musste nachts auf Klo, im Dunkeln und in der Kälte. Ich habe lange mit mir gerungen, ob ich gehen soll. Eine Herausforderung !

Um 8:30 Uhr wird das Frühstück serviert. Erst gibt es eine Reissuppe. Lecker. Und reichlich. Aber nicht genug in diesem Land. Natürlich gibt es danach noch 2 dicke Pancakes. Und ich muss mal wieder erklären, dass ich nicht so viel essen kann. Zum Glück springt Edison ein. Nach einer herzlichen Verabschiedung von der netten Gastfamilie machen wir uns auf den Weg zum Boot. Uns kommen die ganzen Tagesausflügler entgegen. Und wieder bin ich froh, diesen anderen Weg mit Übernachtung gewählt zu haben. Ich durfte die Insel auf eine einmalige Weise kennenlernen.



Eigentlich wollten wir 2 1/2 Stunden nach Amantani paddeln, einer weiteren Insel im Titicacasee. Ich glaube, Edison hat gemerkt, dass ich mich nicht so wohl gefühlt habe im offenen Wasser und so den Plan für den Tag geändert. Wir fahren mit dem Boot ca. 2 1/2 Stunden bis zum Beginn des Totora-Schilfgürtels, dort steigen wir in die Kajaks und paddeln ca. 45 Minuten bis zum Beginn des Uro Dorfes. Es ist ruhig und friedlich und gar nicht mehr wellig und endlich genieße ich das paddeln in vollen Zügen.



Das Volk der echten Uro ist heute ausgestorben, wenngleich ihre Nachfahren versuchen, die Uro Kultur zu behalten. Die schwimmenden Inseln der Uro Nachfahren befinden sich in der großen Bucht zwischen Puno und der Halbinsel Capachica. Das Totora Schilf war und ist das Lebenselixir der Uros. Aus ihm bauten sie ihre Inseln, Schilfhütten und Boote. Heutzutage fahren täglich viele Boote zu wenigen Touristeninseln und ich bin happy, dass wir diese Touristenshow hinter uns lassen und eine Insel weiter draußen für den Lunch ansteuern. Wir sind ganz alleine auf der Insel und Valerio besorgt uns Lunch to Go.



Damit ist das Abenteuer noch nicht zu Ende. Wir fahren noch ca. 1 Stunde durch kleine Gassen im Schilfgürtel zurück bis nach Puno. Und wieder ist es friedlich und einfach nur wunderschön, durch das ruhige Wasser dahin zu gleiten.



Ich bin fast ein bisschen traurig, als es heißt, Abschied von Edison zu nehmen. Ich habe die Zeit und die guten Gespräche mit ihm genossen.

Den Abend verbringe ich mit duschen, relaxen, bummeln und essen. Adios Titicacasee, ich habe es nicht bereut, hierher gekommen zu sein. Morgen geht es sehr früh weiter nach Cuzco.

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